Tresor
Dann hatte ich einen traum vor zwei tagen. Vielleicht war ich zuerst im tresor. Sie hatten ihn umgebaut, endlich nach meinen wünschen. Die tanzfläche war jetzt nicht mehr unnötig fest. Es ging voran. Komisch, dass mich das bei den paraden immer nervte. Dieses ständige weiter laufen. Jetzt ist es toll. Ein laufband auf dem boden, so gross wie die tanzfläche. Das ist dann auch anders als draussen. Im tresor befindet man sich im krieg. Nicht in einem sauber geführten. Völlig ziellos gehen da überall die bomben hoch, man ist mitten drin und ausser dem rauch der häuser und den blitzen und donnern der einschläge lässt sich vor allem eins erkennen, die silouette des feindes. Es scheint nur einer zu sein, vielleicht viele von einem ,hundertfach geklont, oder einer vielfach. aber unübersehbar schimmern die glatzen der barbaren mit ihren muskelpumpen, sie brauchen keine waffen , sie maschieren stumpf geradeaus. Dafür das laufband, sonst würden alle vorne am gitter hängen.
Ich ducke und verstecke mich. Aber auch ich kann nicht stehen bleiben, habe einen auftrag, von bassgott persönlich. Du must da durch, immer wieder wird dieser satz in meinen kopf gehämmert. Ich schleiche mich, einheimische schlingpflanzen immitierend, durch die stickige luft und immer wieder wirbelt es mich umher mit den detonationen. aber der feind bleibt aufrecht wie ein baum, hackt seine mörderische faust im ackord in die luft, wehe dir, wenn sie dich erwischt. Jetzt ertönen die fanfaren, aus dem graben werden stahlhelme, munitionsgürtel, gasmasken verteilt, suchscheinwerfer fegen über uns weg, ein trommelwirbel , ein appell an das herrenlose volk. Sinnschaffung, wir werden eingetaktet, das laufband steht, gleissendes licht, kriegsgeschrei, zusammengekauert presse ich mich an die box, doch in diesem moment fegt sie mich zurück, dann geht das licht an, ich befinde mich in meinem zimmer, die linke hand am schalter, in der rechten trage ich ein grosses glas leitungswasser, das ist dann plötzlich wieder wein und der schalter eine inschrift an einem felsen, der hier nicht hergehört, oder viel eher, ich gehöre nicht her. Und auch der felsen ist nicht wirklich felsen, sondern ton und dahinter ist felsen und auf dem ton stehen zehn einzelne sätze, immer „du sollst nicht“ und „du sollst nicht“ und „du sollst nicht“, alles was du nicht sollst , das steht da drauf. „Ich bin der herr dein gott“ und „nimm das“ , ich nehme es, öffne meinen mund, spüre wie mir etwas kleines rundes auf die zunge gedrückt wird, eine hand aus dem brennenden busch und dann sagt sie noch „siehe“ und „ich aber sage euch“ und dann flackert schon wieder alles so komisch und ich gehe durch die tür mit dem rot bestrichenen rahmen und denke, die sah doch das letzte mal anders aus und das is mir dann aber auch wieder egal, weil ich halt einfach aufs klo muss. Jeder club will erst mal beschissen werden. Das ist meine maxime. Die party geht erst richtig los, wenn ich ordentlich geschissen habe. außerdem brauche ich jetzt noch die zeit für mich, muss mich ruhig stellen, um langsam eins mit der neuen realität zu werden. das ist wie auf ein anderes karussell zu steigen, das eine völlig neue richtung hat. da wird’s einem ja auch erst mal schlecht. Und dann dräng ich mich vorbei an diesen ganzen fratzen da an den waschbecken die angeregt mit bemalten laugevotzen wettgeifern, nebel dringt stossweise herein und hinten ist ein klo leer, nur nicht warten, oh gott, jetzt nur allein sein. Überall hört man nur kichern und nasen hoch ziehen und das wummern von der tanzfläche und mir iss schwindlig, ich muss an alles denken, mein leben, bis jetzt und daß die wieder mal alle nicht wegen mir da sind, ja vielleicht gar nicht wissen , das ich geburtstag habe, sondern einfach nur so, aus einem viel nichtigeren grund ( wie ich finde) heute halt die sau raus lassen, noch lauteres kichern von nebenan, hohes mädchenkichern, immer abwechselnd mit einer säuselnden tiefen stimme, dann fällt etwas unten auf den boden, so dass es bei mir fast drüben liegt, eine aufgerissene kondompackung , na immerhin, ich muss mich jetzt konzentrieren, auf mich, bei mir geht’s jetzt los. Also wieder ein kleiner tod, gedanken an den grossen und die frage, ob ich das lieber hätte ablehnen sollen, ob das mein körper noch mit macht, schwindelnd, leicht zitternd sitze ich auf der brille und versuche mir sachen vorzustellen, die ich mir gar nicht vorstellen will, tue es dann auch nicht, denke nur an die vorstellung, verstricke mich in der vorstellung der vorstellung. Mein magen rumort, ich fühle mich schwach und elend, dann kommt weiche scheisse aus meinem arsch geschossen, es ist ein wenig wie ein orgasmus, zumindest die kickartige entspannung, ein warmes kribbeliges gefühl zieht meine körper hoch, das scheissen stimmuliert die erogenen zonen am schliessmuskel, ich geniesse zusätzlich den ganzen kindlichen stolz der produktion. Es ist so als bräuchte ich das scheissen um das mdma in mein blut zu befördern, jetzt habe ich alles vergessen. Noch ein wenig benommen steh ich auf und vergesse und vergesse und vergesse, streiche mit meiner hand über die tür, so ein angenehm glattes kühles gefühl und höre plötzlich wieder wummern von der entfernten höhle, die götter werden besungen, ich möchte dabei sein und den herumgereichten krug zu mir nehmen aus dem das blut in mich strömt, dessen kraft unermässlich ist, das blut der brüder, das blut des grossen kreislaufs. leicht schwindlig torkelnd , immer mehr den neuen gang erspürend, turbinen scheinen mich jetzt zum grossen platz zu treiben, dort wo der grosse zauber, das wunder geschieht. Schon sehe ich die blitze der götter auf uns niederfahren, das Überherz nimmt uns in seinen rhythmus, rauchschwaden der heiligen feuer, athleten, halbgötter und götter jeder couleur, ich schwinge mich lachend zwischen sie, seht ich bin Dionysos , der letzte teil des ganzen und ich bin dabei. eine warme welle des vollen klangs durchströmt die räume, energiefluss, totale verbundenheit. Sie reichen den krug umher, den krug der götter, den krug des obergottes, das blut seines sohnes und jetzt, da ich unter ihnen bin, können wir das heilige hosianna singen und dem all verkünden, das eine neue achse geschaffen wurde. nun reicht ihn mir eine dieser lichtegestalten,. Ich strecke meine arme nach ihm um den heiligen saft in mich auf zu nehmen. Er ist schwer und immer noch rand voll. Doch trage ich ihn allein in meiner rechten hand. Die linke streckt sich aus , wie von alleine, meine hände wollen diesen alten im busch gebrannten ton erspühren, ihre feuchtigkeit soll in ihn einziehen und ihn zum leben erwecken, schon habe ich den felsen erreicht, die platte ist ein einziger formbarer ballen, bis sie sich plötzlich auflöst in nichts. Ich knipse das licht aus und frage sie noch „willst du wasser?“ sie hört mich nicht, schläft still. ich lege mich in embryohaltung neben sie und bin weg.